Entweder ist er ein Narr oder ein Heiliger, staunte der Bischof von Roermond, Johann August Paredis, als ihm 1874 ein mittelloser Priester berichtete, er beabsichtige, ein Haus für die Ausbildung von Missionaren zu bauen. Im Jahr darauf setzte der Geistliche, der darin den Willen Gottes erkannte, das Vorhaben in die Tat um und legte so den Grundstein für eine der bedeutendsten Ordensgründungen der Neuzeit: die Societas Verbi Divini, Gesellschaft des Göttlichen Wortes, vielen besser bekannt als die Steyler Missionare.
Heute gilt Arnold Janssen, der am 5. November 1837 als Sohn eines Fuhrunternehmers in Goch geboren wurde, als Wegbereiter des modernen Missionsgedankens und Vorläufer des II. Vatikanischen Konzils. Die Heiligsprechung Arnold Janssens auf dem Petersplatz in Rom am 5. Oktober 2003 durch Papst Johannes Paul II. unterstreicht die enorme Bedeutung, die der Gocher für die Weltkirche besitzt.
In der Person des Ordensgründers verbanden sich typische niederrheinische Charaktereigenschaften wie Tatkraft und Zielstrebigkeit mit einer tiefen Frömmigkeit. Nach dem Besuch der Volksschule und des Collegium Augustinianum Gaesdonck in Goch empfing er 1861 im Alter von nur 23 Jahren in Münster die Priesterweihe. Zuvor hatte er in nur vier Semestern das Theologiestudium abgeschlossen, nachdem er bereits Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften studiert und die Lehramtsbefähigung in Englisch, Hebräisch und Chemie erworben hatte.
Nachdem Arnold Janssen 1865 das Gebetsapostolat kennengelernt hatte, eine in Frankreich gegründete Vereinigung, der besonders das Gebet für die Einheit der getrennten Christenheit am Herzen lag, förderte er erfolgreich ihre Ausbreitung. Bald darauf machte er sich auch die Anliegen der Weltkirche zu eigen und gründete schließlich vierzig Kilometer von Goch das erste deutsche Missionshaus im niederländischen Steyl, da eine Gründung auf deutschem Boden wegen des Kulturkampfes unmöglich war.
Bereits 1879 schickte Arnold Janssen die ersten Missionare nach China. Es folgten Togo, Papua-Neuguinea, Japan, die Philippinen und Lateinamerika. Als Arnold Janssen 1909 in Steyl starb, wirkten die Steyler Missionare bereits in zehn Ländern, immer getreu dem Motto ihres Gründers: »Zunächst heilen, dann belehren und erst dann taufen.«
Heute arbeiten die über 10.000 Mitglieder der Steyler Ordensfamilie in mehr als 70 Ländern der Welt.